Raffinierte Prickler
Alles außer gewöhnlich ist die Welt der Schaumweine und Champagner. Hochwertige bis luxuriöse Britzler müssen kein Vermögen kosten, wie wir im Kölner Weinkeller meinen. Ein eigner Kosmos sind Crémant und Winzersekt. Sauber gemacht und mit exzellentem Sortencharakter, waren sie schon immer die Alternative zu Champagner zu leistbaren Preisen.
Wie die allgemeine Gemengelage auch ist, Grund zu feiern gibt es immer. Und wenn es der eigene, gute Geschmack ist, der zelebriert wird. Für besondere Momente braucht es außergewöhnliche Getränke, so wie es Champagner, Crémant und Co. sind.
Prickelndes Lexikon
Das „who is who?” ist leicht erklärt. Champagner gilt nach wie vor als majestätische Nummer Eins. Benannt nach der Region Champagne, wird er nach der traditionellen Flaschengärung hergestellt. Das kostet Zeit – und Geld. Als preiswerte Alternative hat sich längst Crémant aus Regionen wie dem Elsass oder von der Loire durchgesetzt. Auch er wird nach der traditionellen Methode hergestellt, kostet aber nur einen Bruchteil seiner majestätischen Verwandtschaft. Cava gilt als Spaniens Antwort auf Champagner. Sekt ist die deutsche Variante, um die – zu Recht beim Winzersekt - ein gewisser Hype in der Fachwelt und bei Genießern entstanden ist. Reisten Leute früher bevorzugt in die Champagne, um Entdeckungen zu machen, rennen dieselben Menschen jetzt deutschen Winzern die Weingüter ein und sind begeistert, welche Schätze sie quasi vor der eigenen Haustür heben können.
Ikonen von charismatisch bis sagenhaft
Cava Die spanische Variante. Bis zur EU-Mitgliedschaft Spaniens hieß dieser Wein meist noch „Xampan“. Die Flaschengärung ist vorgeschrieben. Mehr als 90 Prozent der Cava werden in Katalonien hergestellt, aber Cava kommt auch aus anderen Regionen. Nicht die Herkunft innerhalb Spaniens, sondern die Herstellungsmethode ist klassifiziert. Cava gibt es von „günstig“ bis „top“. Vor allem gibt es ihn in großen Mengen. Daher haben sich eine Handvoll katalanischer Produzenten zusammengetan und die Kollektivmarke „Corpinnat“ ins Leben gerufen, die sie statt „Cava“ verwenden und im Premium-Segment etablieren wollen.
Champagner Steht sowohl für eine Region als auch für eine Herstellungsweise. Er kommt aus der gleichnamigen französischen Region nordöstlich von Paris. Sie gilt als Ursprungsregion des schäumenden Weines, der dort im Laufe des 18. Jahrhunderts entstanden sein soll*. Er wird aus Chardonnay, Pinot Noir oder Pinot Meunier gekeltert. Handlese und Flaschengärung sind vorgeschrieben. Der vergorene Wein muss für mindestens 15 Monate in der Flasche reifen, bei Jahrgangschampagnern sind es drei Jahre. Qualitäten von „nett“ bis „grandios“. *Was nicht ganz korrekt ist, denn in der italienischen Literatur wurden Schaumweine – Vini Mordaci – schon im 16. Jahrhundert beschrieben.
Crémant Ursprünglich die Bezeichnung für einen Champagner mit weniger Druck, also Bubbles.Wurde aber immer öfter auch außerhalb der Region für Schaumweine, die im Flaschengärungsverfahren hergestellt wurden, verwendet. In Frankreich gibt es ihn in aus acht Regionen: Alsace, Bordeaux, Bourgogne, Die, Limoux, Languedoc Jura, Savoyen und Loire. Auch in Deutschland, Luxemburg und Belgien darf der Begriff verwendet werden. Die Bestimmungen variieren von Region zu Region, es ist aber immer eine Flaschengärung und eine längere Flaschenreife vorgeschrieben. Übrigens: Eigentlich ist der Sekt aus Saumur auch ein Crémant, man hat aber auf den Zusatz bei der Einrichtung der Appellation verzichtet, da „Saumur“ ja eigentlich die höherwertige Bezeichnung ist.
Prosecco Kommt aus Norditalien, genauer aus Veneto oder Friaul-Julisch Venetien. Bis 2009 war das die Bezeichnung der Rebsorte. Um sich vor gleichnamigen Schaumweinen aus anderen Regionen Italiens zu schützen, wurde der Begriff zu einer geschützten Ursprungsbezeichnung und die Rebsorte auch offiziell nach einer ihrer Synonyme „Glera“ benannt. Es gibt ihn als „Spumante“, „Frizzante“ und auch „Tranquillo“. Der Spumante muss zumindest als Tankgärung hergestellt werden und hat einen Druck ähnlich wie beim Sekt und daher auch einen klassischen Sektkorken. Beim Frizzante darf die Kohlensäure auch zugesetzt werden (machen Qualitätswinzer aber eher nicht) und er hat einen normalen Korken und den berühmten „Spago“. Der Frizzante ist wohl das eigentliche Original, da die Weine im Frühjahr oft wieder anfingen zu gären und so nur etwas Kohlensäure hatten. Tranquillo, also Stillweine, sind eher selten.
Sekt Kann so ziemlich alles sein, bei dem die Kohlensäure in der Flasche durch natürliche Gärung entstanden ist. Wenn es sich um eine Flaschengärung handelt, wird dem ein „Méthode traditionelle“ oder ähnlich hinzugefügt. Sonst kann er auch mit anderen Methoden, Tankgärung oder Transvasier, erzeugt werden. Der Begriff wird hauptsächlich in deutschsprachigen Ländern verwendet. Wegen der weit gefassten Bestimmungen gibt es ihn von „günstig“ bis „sensationell“. Wenn die Kohlensäure künstlich zugesetzt wurde, heißt er „Perlwein“. Der Begriff „Sekt“ ist wohl eine Erfindung des Berliner Schauspielers Ludwig Devrient, der aus seiner Rolle als Sir John Falstaff nicht herauskam. Sir John trank natürlich „Jerez“, also Sherry, oder eben auch Sekt wie es in der Übersetzung von Christoph Martin Wieland heißt. Also rief Devrient abends nach der Vorstellung den Kellner ganz im falstaffschen Duktus: „Bringe er mir Sekt, Schurke!“ und bekam selbstverständlich den deutschen Schaumwein, den er immer trank. In Berlin verbreitete sich die Bezeichnung rasant und als nach dem ersten Weltkrieg die Bezeichnung „Champagner“ für deutsche Schaumweine verboten wurde, bürgerte sich „Sekt“ ein.
Perlende Empfehlungen
- Senkrechtstarter, der sich rasant zum Liebling im Kölner Weinkeller entwickelt hat, ist der Crémant des kleinen Familienweingutes Moltès. Er hat alles, um sich als Renner zu etablieren. Entdecken Sie weitere Ausnahmeprickler mit sensationellem Preis-Genuss-Niveau wie Champagner der Familie Lallement Brut Selection Grand Cru, die für uns Weinhandwerk im besten Sinne sind und unter Beweis stellen: Große Champagner müssen nicht teuer sein. Mehr Tipps liefert Andreas Brensing nicht nur in seinen Sommeliers Choices, sondern bei Veranstaltungen wie „Alles über Champagner“.