Pinot & Chardonnay
Echte Weinkenner, so sagt ein Sprichwort, unterteilen die Welt nicht in Kontinente oder Länder – sie kennen eigentlich nur zwei Hälften der Menschheit: Bordeaux-Liebhaber oder Burgunder-Fans. Letztere mögen es meist etwas eleganter. Dabei dominieren zwei uralte Rebsorten, deren Anbau und Verarbeitung nicht nur in Frankreich besondere Aufmerksamkeit erfordern: Pinot (vor allem Pinot Noir) und Chardonnay. Noreen, unsere Teamleiterin im Einkauf des Kölner Weinkellers, hat sich die aktuellen Spitzen-Weine aus diesen zarthäutigen Trauben näher angesehen.
Neulich hat mich jemand gefragt: „Wenn du eine einzige Flasche Wein mit auf eine einsame Insel nehmen würdest, welche wäre das?“ Krasse Frage! Weltweit werden 250 Millionen Hektoliter Wein produziert. „Aber wenn du dich entscheiden müsstest?“ – „Dann eben für einen Pinot Noir aus dem Burgund! Oder für einen Spätburgunder hier aus Deutschland. Auf jeden Fall Pinot Noir. Am liebsten einen Grand Cru!“ – „Wieso?“ – „Na ja, mein Wein soll filigran sein, elegant, mit einer saftigen Frucht und einer feinen Tanninstruktur. Im Winter angenehm zum Braten, aber auch im Sommer nicht zu schwer. Oder liegt deine einsame Insel etwa in der Antarktis? Dann wäre vielleicht eine Tasse heißer Holundertee passender … “ Womit (fast) alles über meine persönlichen Vorlieben gesagt wäre. Aber natürlich habe ich noch mehr davon. Chardonnay zählt übrigens auch dazu. Dabei dominieren bei Pinot – ebenso wie bei Chardonnay – die Lagerzeiten im Fass, die für ein dezentes Toasting sorgen. Weine mit solch filigranem Finetuning sind einfach sensationell und dürfen bei uns im Kölner Weinkeller natürlich nicht fehlen. Mit einem Wort: Ich bin ein echter Pinot-Noir- und Chardonnay-Freak. Und ich bin sicher: Einige meiner Lieblingsweine von diesen beiden großartigen Rebsorten werden Ihnen schmecken!
Mâcon-Igé
Domaine Leflaive ist zweifellos einer der besten Weißwein-Produzenten aus dem Burgund. Wir freuen uns, stets eine limitierte Auswahl hervorragender Chardonnay-Weine für unsere Kundinnen und Kunden reservieren zu können. Der Mâcon-Igé gehört zu diesen ganz besonderen Weißweinen, die sämtlich mit einem zurückhaltenden Holzeinsatz gereift sind – ein Garant für den Erhalt von zarten, gut eingebundenen Fruchtnoten und einer angenehmen Frische. Eine komplexe Mineralität rundet diesen eleganten Chardonnay ab. Überhaupt: Terroir, Holz, Frucht und Frische – diesen Vierklang beherrschen die Weingüter im Burgund wie in kaum einer anderen Weinregion. Die Böden, die sorgsame Lese, die Auswahl der Fasshölzer und ein sanftes Toasting – das macht den Mâcon-Igé aus. Für mich ist das der „künstlerische“ Part bei der Weinherstellung. Der Mâcon-Igé ist ein Wein, der das ganze Jahr über Freude macht. Im Sommer zu frischen Salaten, im Winter zu raffinierten Fischgerichten, aber auch zu feinen Kreationen mit Geflügel, Kalb oder Reh.
Chablis
Ein wunderbar zart-cremiger Chablis mit einer gewissen Mineralität. Sehr bekömmlich, mit einem schönen Schmelz. Im Vordergrund gelbfruchtige Noten, aber auch florale Anklänge, ein Hauch von Lindenblüten … mit einem Wort: der perfekte Begleiter für eine nette Runde am Tisch. Einfach öffnen, hinstellen und sich gemeinsam an ihm erfreuen. Ein unkomplizierter Chardonnay für unkomplizierte Anlässe und Fischgerichte. Schließlich muss es nicht immer ein Grand Cru sein. In geselliger Runde genügt eben manchmal auch ein einfacher, aber richtig guter Chardonnay. Der Chablis von Alain Geoffroy ist einer von diesen Weinen, die gute Laune machen, ohne dass man sich dafür anstrengen muss.
Gevrey-Chambertin Vielles Vignes
Kräftig, opulent, dunkelbeerig, ätherisch: Damit ist der Charakter des 2021er Gevrey-Chambertin Vielles Vignes am besten umrissen. Mir gefällt vor allem die dominante Schwarzkirsche. Holztoast ist bei diesem jungen Burgunder natürlich noch deutlicher zu spüren als bei längerer Lagerung, aber die Fassnoten sind keineswegs exzentrisch, sondern auch bei diesem gehaltvollen Burgunder noch absolut moderat. Passt hervorragend zu kurz gebratenen Rehmedaillons oder zartem Lammfilet. Ein eleganter Pinot Noir mit Würze. Für die perfekte Temperatur empfehle ich, ihn bei 16 Grad zu genießen. Im Raum darf er dann auch ein, zwei Grad wärmer werden.
Malterdinger Spätburgunder
Bei diesem großartigen Wein haben wir uns entschieden: jung einkaufen, dann aber noch ein Weilchen bei uns im Kölner Weinkeller reifen lassen. Wir haben recht behalten. Was für ein Potenzial! Jetzt ist dieser 2016er Malterdinger exakt auf dem Punkt. Das ist ein wirklich außergewöhnlicher Spätburgunder, von einem ebenso außergewöhnlichen Weingut. Die Handschrift von Julian Huber ist unverkennbar. Mit diesem urbadischen Weingut verbinde ich wunderbare Erinnerungen. Ein sehr präziser Wein, insgesamt sehr filigran, mit einer gewissen Frische – und vor allem mit beeindruckender Finesse. Ein wahrhaft vielschichtiger Duft: reife Herzkirsche, Wildpflaume, dazu feine Fassnoten mit etwas ätherischer Toastwürze, ein Touch Zedernholz und Pinienzapfen. Alles sehr konzentriert am Gaumen, aber zugleich unglaublich transparent. Einziger Wermutstropfen: Es gibt zu wenig davon, daher mussten wir ihn leider limitieren.
Barthenau Vigna S. Urbano
Glasklare Luft, wolkenloser Himmel, endlose Weite, in der Ferne die Linien der Gletscher – wer jemals in den Weinbergen Südtirols unterwegs war, weiß, wovon ich spreche. Eine einzigartige Landschaft. Noch dazu mit idealen Kalkböden und sonnigen Südlagen, wie geschaffen für fein strukturierte Rebsorten wie Pinot Noir. Der Barthenau Vigna S. Urbano vereint kräftige Sauerkirsch- mit feinen Gewürznoten, balanciert sehr schön am Gaumen und bringt dabei trotzdem eine gewisse Frische mit sich. Im Background die feine, elegante Tanninstruktur, wie wir sie auch aus dem Burgund kennen. Pinot aus Südtirol? Für mich persönlich ganz großes Kino!
Pinot Noir „Schweigen“
Keine Sorge, das hier ist kein Wein für das Managerwochenende im Kloster: „Schweigen“ heißt die herrliche Ortslage, von der dieser Pfälzer Pinot Noir stammt. Es ist zugleich der Ortswein von Friedrich Becker, also mit unmittelbarer Nähe zum Weingut und somit kaum Transportverlust bei der Lese und Kelterung der empfindlichen Pinot-Beeren. Ein besonders raffinierter Wein und hervorragender Speisenbegleiter, vor allem zu Rinderbraten, Rouladen und Rosmarinkartoffeln. Am Gaumen eine sehr intensive, einladende Frucht, dazu leichte Waldbodennoten, toll! Ein echter Friedrich Becker eben. Für mich ein Must-have in meinem Weinkeller.
Mehr Informationen zu Spitzen-Weinen, die von unseren besten Sommeliers nur für Sie ausgewählt wurden, finden Sie in unserem neuen Festtagsbrevier:
ZUM FESTTAGSBREVIER
Und hier gibt es Infos zu unserer Veranstaltung zum Thema “Burgund vs. Deutschland”, bei der Pinot- und Chardonnay-Weine aus beiden Ländern gegeneinander antreten
BURGUND VS. DEUTSCHLAND