Lichtenberger González – 2021 Ried Weiern Blaufränkisch

"Wir wollen in den nächsten Jahren eher kleiner werden", sagt Martin Lichtenberger. Ein erstaunlicher Satz für ein Weingut mit nur zehn Hektar Rebfläche. „Mehr kann man in der Art, wie wir das bewirtschaften, nicht machen“, erklärt er. "Wie wir", das heißt sehr arbeitsintensiv und vor allem ohne ein großes Team.

Martin Lichtenberger aus dem Burgenland und Adriana Gonzalez aus Galicien haben sich in Kalifornien bei einem Weinpraktikum kennen und lieben gelernt und beschlossen, zusammen Wein zu machen. „Wir hatten in Kalifornien den technischen Weinbau gesehen und uns entschlossen, genau das Gegenteil davon zu machen“, erzählen sie. Ein paar Weinberge konnten sie aus der Familie von Martin übernehmen, aber die meisten mussten hinzugekauft werden. „Das Geld dafür haben wir uns mit der Arbeit für andere Weingüter verdient“, erzählen sie, „so kam Stück für Stück dazu.“ Was allerdings auch heißt, dass sie nach der Arbeit immer noch im eigenen Weingarten schaffen mussten, denn der eigene Wein lief natürlich „nebenher“.

Das Weingut, das so über die Jahre entstanden ist, liegt in Breitenbrunn, zwischen dem Neusiedlersee und dem Leithagebirge. „Besonders die Lagen oben am Wald, hoch zum Gebirge, haben es uns angetan“, erzählen sie, „die sind karger und kühler“, und sie ergänzen lächelnd „unsere Weinberge erkennst du sofort, die sehen nicht so gepflegt aus. Wir lassen der Natur etwas mehr Raum.“

Mit ihrem besonderen Stil, der weniger von Frucht geprägt ist, haben sie sich mittlerweile eine weltweite Fangemeinde aufgebaut. „Im Handel sind wir eher weniger vertreten“, sagt Martin mit Stolz und immer noch etwas Verwunderung, „aber wenn ich zu allen unseren Kunden reisen will, habe ich mal eben die Welt umrundet und darf fast jeden Abend in Zwei- oder Drei- Sterne-Restaurants essen …“ Für ein kleines Weingut aus dem Burgenland ist das besondere Entwicklung.


LichtenbergGonzales

 


Über den Winzer

»Am Ende versuchen wir immer alles gemeinsam zu entscheiden.«

Adriana González kommt aus Galicien und einer Familie, die sich immer schon dem Genuss verschrieben hat. „Meine Mutter hatte ein Ein-Sterne-Restaurant, meine Tante führte ein Zwei-Sterne-Restaurant“, erzählt sie, „die Kombination von gutem Essen und gutem Wein war bei uns was ganz Normales“. Und Adriana hat sich für den Wein entschieden und in Taragona Weinbau studiert.

Martin Lichtenberger kommt aus dem Burgenland. In der Familie gab es schon immer etwas Weinbau, aber auch Gästezimmer und etwas weitere Landwirtschaft. „Meine Mutter hat uns so über Wasser gehalten“, erzählt er, „und natürlich mussten wir immer mit anpacken. Das führte dazu, dass ich als Kind schon Trecker fahren konnte. Aber ihr war es auch wichtig, dass wir studieren konnten.“ Und so hat Martin dann nach der Tourismus-Schule in Geisenheim noch internationales Weinmanagement studiert.

„Wir haben uns in Kalifornien bei Kandel Jackson kennengelernt.“ Und dann entschlossen sie sich dazu, ihr Leben miteinander zu verbringen und ein Weingut aufzubauen. „2008 haben wir angefangen“, erzählt Martin, „und ihr könnt euch vorstellen, was das für eine Spanierin, die kein Wort österreichisch kann,bedeutet, in einen kleinen Ort ins Burgenland zu ziehen …“ Jetzt machen sie alles zusammen, Adriana mehr den Keller und Martin mehr die Weinberge. „Das klappt auch meistens“, erzählen sie, „aber den Tres Quartos, den nennen wir immer noch unseren Scheidungswein, über den haben wir uns so gestritten …“ Martin ergänzt grinsend „und Adriana hat recht gehabt. Der ist jetzt einer meiner Lieblingsweine. Ganz ohne Streit geht es halt auch nicht weiter.“

 

 

Ried Weiern Blaufränkisch

Über den Wein: Ried Weiern Blaufränkisch

spannend · intensiv · finessenreich

Blaufränkisch gehört für uns zu den großen unterschätzten Rebsorten. Sie schwebt zwischen Burgund und nördlicher Rhône und in der Art, wie Adriana und Martin sie ausbauen, ergibt sie einen komplexen und spannenden Wein. Die Einzellage Weiern besteht aus einer Mischung aus Kalk und Schiefer – ein ungewöhnlicher Boden. Die Blaufränkisch Reben wurden um 1970 gepflanzt. Martin erklärt: „Erstaunlich genug, für diese Zeit hat man hier einen Top-Klon und keinen Massenträger genommen“. Die Trauben werden von Hand gelesen und dann vorsichtig entrappt. „Die Maischezeit ist beim Blaufränkisch sehr wichtig, wir wollen nicht zu viel Extraktion, aber natürlich intensive Aromen. Um Oxidation zu vermeiden, muss man sehen, dass die Trauben immer oben aufschwimmen und sie vorsichtig von Hand unterstoßen. Dann ist alles ganz einfach, ein 500 Liter Fass und ausreichend Geduld. Nach zwei Jahren auf der Feinhefe zeigt sich der Wein finessenreich. Wir sind manchmal selbst erstaunt, was sich da entwickelt. Wenn du im Weinberg alles richtig gemacht hast, dann musst du eigentlich nur warten.“


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