Im Trend: Alkoholfreie Weine

Nüchtern betrachtet wird in keinem Monat so intensiv gefeiert wie im Dezember. Folgerichtig nutzen viele Genießer den Jahresbeginn als alkoholfreie Zeit. Klingt für Sie als Weinfan nach Verzicht und damit schrecklich? Nur Mut. Der „Dry January (trockene Januar)" lässt sich mit alkoholfreien Weinen, Schaumweine inklusive, glänzend überstehen. Im Kölner Weinkeller haben wir da etwas für Sie.

Null Prozent Alkohol bei maximalem Geschmack gibt es. Zunehmend setzen Winzer auf diesen sich seit Jahren abzeichnenden Trend. Nicht nur die Gen Z mag null Promille, wie die beispielsweise vom Fachmagazin Lebensmittel Praxis ermittelten Zahlen beweisen: In absoluten Zahlen hat sich im Zeitraum zwischen 2020 und 2023 das Marktvolumen in Deutschland von 787 Hektoliter auf 2027 Hektoliter erhöht. Der Zuwachs entspricht etwa 270.000 Flaschen. Das Deutsche Weininstitut geht bei der Nachfrage nach alkoholfreien Weinen von einem langfristigen Trend aus.

Feier-Legende und Exzess-Überlebender Keith Richards, im Brotberuf Gitarrist und Komponist, wird das schöne Zitat nachgesagt, ein Mittag- oder Abendessen ohne Wein sei lächerlich. In Maßen kann Wein, speziell Rotwein, antioxidative Vorteile haben. Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein befeuert allerdings längst den Griff zu „no and low alcohol (kein und wenig Alkohol)“-Produkten. Gründe dafür gibt es viele. Wem etwa der Arzt des Vertrauens dringend empfiehlt, die Parameter der eigenen Organe besser ins Visier zu nehmen, wird dies tun.

Noreen

Neben jungen Leuten sind es oft Frauen, die alkoholfreie Weine für sich entdecken, weil sie kalorienärmer und gesünder sind. Ob Business-Treff, Tagung oder gemütliche Runde mit Freunden oder der Familie, gerade als begleitende Maßnahme zum Mittagbrot eignet sich die alkoholfreie Variante. „Jeder kann es halten, wie er mag", kommentiert Noreen Rudolph, im Kölner Weinkeller Teamleiterin Einkauf, das Verhalten der Konsumenten. Nach ihrer Einschätzung lässt sich der Trend nicht eindeutig Konsumentengruppen zuordnen. Es sind Schwangere, die gerne verzichten, oder die Autofahrer, die die prozentlose Weinvariante lieben, ob Katerfrühstück, bei ausgedehntem Brunch oder Frühschoppen: „Es ist eine persönliche Entscheidung, die es zu respektieren gilt. Ob im Januar, Februar oder wann auch immer: muss ich mich rechtfertigen, weil ich auf Alkohol verzichte? Nein."

 

Niklas

Früher war mehr Rausch

In Sachen alkoholfreie Weine haben die Winzer „unheimliche Fortschritte gemacht", weiß die Category Management-Expertin. „Und das wird weitergehen", sagt sie mit Blick auf clevere Winzer, die längst süffig schmeckende, feine Kreszenzen ohne Alkohol entwickeln. Bekanntermaßen ist Alkohol ein Geschmacksträger, so wie Fett im Essen. Entsprechend war die alkohollose Weinwelt lange freudlos, eigentlich unzumutbar. Hier aber haben die Winzer Quantensprünge geleistet.
Das Verfahren, alkoholfreie Weine und Sekte zu erzeugen, ist nicht ultraspannend zu erklären, weil es sehr technisch ist, weiß Niklas Steinert.
Vereinfacht ist es ein „fertiger Grundwein mit Alkohol, dem in eine Vakuumdestillation der Alkohol entzogen wird", führt der Sommelier aus. „Das ist ein besonders schonendes Verfahren, bei dem Geschmacksstoffe und Aromen erhalten bleiben." Schonend wird auf eine Temperatur von 30 Grad erhitzt, die besondere Herausforderung ist eben, mit dem Alkohol nicht auch den geschmacklichen Charakter zu entziehen. Die Substanz zu erhalten und hinterher nicht mit Süße oder Kohlensäure ein zufälliges Produkt zu erzeugen, ist „höchst kompliziert, aufwendig und kostspielig", weiß Niklas Steinert. Ein gelungenes Beispiel ist für ihn der 2023er „Rosé ohne Kater". Aber den alkohollosen Leichtfüßen fehlt, was die klassischen Geschwister haben, wie Niklas Steinert erklärt: die Lagebezeichnung. „Die Fragen 'wer bist du? Wo kommen deine Trauben her?' bleiben bei den alkoholfreien Varianten unbeantwortet."

 

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Wein oder nicht Wein, das ist hier die Frage

Tatsächlich ist das Thema prozenteloser Wein aber so etwas wie eine Gretchenfrage: „Wein ist ein Kulturgut." Das Bemerkenswerte an Wein ist ja gerade, dass er so viele Dimensionen in sich vereinigt, sich so viele Geschichten, Anekdoten und Storys um ihn ranken - von der Traube bis zum Korken. Können sich die Alkoholfreien mit den Klassikern messen?

 

Angebote im Kölner Weinkeller

„Die Nachfrage ist da", erklärt Noreen Rudolph. „Wir suchen weiter, was gut ist und gut schmeckt und ergänzen, was zu uns und unserem Sortiment passt." Die Winzer, die wir im Kölner Weinkeller führen, sind bekannt für die Herstellung hochwertiger Weine und Schaumweine - und alkoholfreien Varianten, die in Geschmack, Aromenvielfalt und Qualität mit den klassischen Vorbildern nicht bloß mithalten, sondern konkurrieren können. Empfehlungen sind Secco Zero Juliusspital oder Freeling Traubensecco Schloss Vollrads. Weitere Empfehlungen sind Secco Zero Juliusspital oder Freeling Traubensecco Schloss Vollrads. Die Korken lässt im alkoholfreien Segment auch Ernst Loosen knallen. Er jagt nicht Doktor No, der Mosel-Winzer hat einen britzelnden „Dr. Lo“ im Angebot, der mit stimmiger Balance von Säure und Frucht, Grip am Gaumen und einem himmlisch trockenen Nachhall begeistert. Natürlich kann, wer auf Weingenuss verzichten will, ein anderes gutes Rebenprodukt zu sich nehmen, nämlich Traubensaft. Die Rings Bros. haben beispielsweise Entsprechendes in ihrem Portfolio.

 

Bewusst genießen

„Wie alles geht auch das vorbei", wusste schon Bert Brecht zu schlaumeiern. Und auch der Januar hat irgendwann ein Ende und mit ihm die alkoholische Pause. Freuen Sie sich auf Karneval, da geht es heiter weiter als Trinkspaß par excellence und einem fröhlichen Lifestyle.

 

Gut zu wissen

Alkoholfreier Wein hat maximal 0,5 Volumenprozent beziehungsweise vier Gramm pro Liter Alkohol. Außerdem gibt es alkoholarmen Wein, der zwischen 0,5 bis fünf Volumenprozent haben darf. In der Produktion wird fertigem Wein der durch die Gärung entstandene Alkohol entzogen. Diese Alkoholreduktion kann vermittels verschiedenen physikalischer verfahren erfolgen. Die gängigste davon ist die Vakuumdestilation und Umkehrosmose. Heikles Ziel dabei ist, dem Wein zwar den Alkohol, aber möglichst wenig Aromen zu entziehen.